„Das Leben ist kurz, aber die Stunden sind lang“ (Hjalmar Söderberg: Doktor Glas)
„Was ist also die Zeit? Wenn mich niemand darnach fragt, weiss ich es, wenn ich es aber einem, der mich fragt, erklären sollte, weiss ich es nicht.“ Kaum eine Aussage über die Zeit wird so häufig zitiert, wie diese Sätze aus Augustinus’ „Bekenntnissen“. Obwohl seither viel über die Zeit nachgedacht und geforscht wurde, ist sie uns noch genauso ein Rätsel wie vor sechzehnhundert Jahren. Aber sowohl in den Wissenschaften als auch in den Künsten ist die Beschäftigung mit der Zeit äusserst fruchtbar gewesen und hat zu vielen spannenden Erkenntnissen und Werken geführt.
Am Anfang des Seminars wollen wir über die Bedeutung der Zeit in unserem Leben diskutieren und einige Zeittheorien aus Physik, Religion und Philosophie anschauen. Das Hauptaugenmerk des Seminars wird aber auf dem Umgang mit der Zeit in der Literatur liegen. Wir werden über ihre Rolle beim Schreiben und Lesen diskutieren und im genauen Studium einzelner Texte beobachten, wie Autorinnen und Autoren mit der Zeit umgehen. In Übungen sollen die Studierenden selbst mit der Zeit experimentieren.
Im dritten Teil des Seminars wollen wir über das Verhältnis anderer Künste zur Zeit nachdenken, von den bildenden Künsten über den Tanz bis hin zum Film und zur Architektur. Vertreter einiger Kunstsparten werden uns im Seminar besuchen und von ihrer Arbeit erzählen. Es ist nicht das Ziel des Seminars, Augustinus’ Frage zu beantworten. Aber indem wir uns überlegen werden, was Zeit ist und wie sie wirkt, werden wir auf viele neue Fragen stossen und uns der Komplexität des Phänomens Zeit vielleicht etwas mehr bewusst werden.
Das Seminar findet auf Deutsch statt. Arbeiten können auch auf Englisch verfasst werden.
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Peter Stamm ist 1963 in Weinfelden geboren. Nach einer kaufmännischen Lehre studierte er einige Semester Anglistik, Psychologie und Psychopathologie. Seither ist er freier Autor und verfasst neben erzählender Prosa auch Hörspiele und Theaterstücke. Sein erster Roman Agnes erschien 1998. Darauf folgten vier Erzählsammlungen und sechs weitere Romane, zuletzt Die sanfte Gleichgültigkeit der Welt anfangs diesen Jahres. Stamms Werke sind in 37 Sprachen erschienen und mehrfach ausgezeichnet worden.
