Auto-Bio-Grafie
Historiografische Perspektiven auf Selbstzeugnisse in den Künsten

Auto-Bio-Grafie – Historiografische Perspektiven auf Selbstzeugnisse in den Künsten

Die Forschungsplattform Auto-Bio-Grafie versteht sich als interdisziplinäres Innovationsfeld, in dem verschiedene autobiografische Genres und mediale Formate (autobiografische bis autofiktionale Texte ebenso wie Choreografien, graphic novels bis (auto-)ethnografische Filme) analysiert werden. Sie zielt dabei einerseits auf die ‚Gegenstände‘, die autobiografischen Gattungen und Medienformate, andererseits epistemologisch auf wissenschaftliche Methoden. Leitend ist die Fragestellung, wie ‚eigene‘ ‚Leben‘ ‚geschrieben’ werden und wie diese in den Wissenschaften interdisziplinär historio-/ethnografisch verhandelt werden können.

Seit Ende der 1970er Jahre besteht ein anhaltendes Interesse an autobiografischen Texten und Gattungen, v.a. in den Literatur-, Kultur- und Geschichtswissenschaften. Ihr literarischer und ihr Quellen-‚Wert’ wurde seither viel diskutiert, problematisiert und auch der Begriff ‚Autobiografie’ erfuhr zahlreiche Neudefinitionen. Im Sinne einer produktiven Weiterführung des Themas und gerade auch im Hinblick auf neuere Formen von Autobiografik verfolgt die Forschungsplattform dezidiert transdisziplinäre Erkenntnisinteressen mitsamt entsprechenden – z.T. zu stärkenden, teilweise erst zu entwickelnden – interdisziplinären Betrachtungsweisen. Insbesondere den performativen Aspekten von Autobiografien kommt im Kontext veränderter (medialer) Verbreitungs- und Produktionsmöglichkeiten eine neue Relevanz zu.

In den Fokus gerückt werden dabei etwa Aspekte des self-fashioning, Konstruktions-/Medien-/Aufführungs- sowie Gender-Implikationen, oral history, embodied knowledge oder aging. ,Schreiben’ wird deshalb in einem weiten Sinne verstanden: der Begriff berücksichtigt sowohl Formen des Selber-aufschreibens ebenso wie jene des einzeln oder kollektiv Jemandem-erzählens (z.B. vor einer Kamera) bis hin zum Tanzen/Performen des ‚eigenen Lebens‘ auf der Bühne. Betrachtet man diese vielfältigen Formen der Autobiografik unter historiografischen bzw. ethnografischen Perspektiven, fragt man also danach, wie diese verschiedenen Arten, ‚das Leben zu schreiben‘ wissenschaftlich zu ‚behandeln‘ sind, so ergeben sich nicht nur in Bezug auf die autobiografischen Gegenstände und Formen neue Sichtweisen, vielmehr können/sollen dadurch auch die Geschichte(n) und die Geschichtsschreibung der Künste reflektiert und reform(ul)iert werden.

Verantwortlich

Prof. Dr. Gabriele Rippl, Department of English
Prof. Dr. Michaela Schäuble, Institut für Sozialanthropologie
Prof. Dr. Peter J. Schneemann, Institut für Kunstgeschichte
Prof. Dr. Christina Thurner, Institut für Theaterwissenschaft
Prof. Dr. Bénédicte Vauthier, Instituto de Lengua y Literaturas Hispánicas

Koordination

Prof. Dr. Christina Thurner, Institut für Theaterwissenschaft
Nadja Rothenburger (Hilfsassistenz), Institut für Theaterwissenschaft

Veranstaltungen

  • Workshop 1 (2018) mit den verantwortlichen Forscherinnen sowie interessierten Masterstudierenden, Doktorand_innen, Postdoktorand_innen
  • Interdisziplinäre Ringvorlesung (2019)
  • Workshop Les „détours“ du sujet
  • SNF-Forschungsprojekt Auto_Bio_Grafie als Performance. Ein tanzhistoriografisches Innovationsfeld

Auto_Bio_Grafie als Performance. Ein tanzhistoriografisches Innovationsfeld

Das vom SNF geförderte Forschungsprojekt ist am Institut für Theaterwissenschaft der Universität Bern angesiedelt und untersucht aus tanzgeschichtlicher Perspektive autobiografische ‚Erzeugnisse‘ von Tänzer_innen und Choreograf_innen (19. bis 21. Jahrhundert). Als Wissens- und Erfahrungsspeicher bieten diese einen einzigartigen Fundus an oftmals alternativ perspektivierten Informationen für die Tanzgeschichtsschreibung, wobei ihr spezifischer Quellenstatus berücksichtigt und stets mit reflektiert werden muss. Mehr

Les „détours“ du sujet

Im Rahmen des Doktoratsprogramms CUSO – Conférence Universitaire Suisse Occidentale – und in Zusammenarbeit mit den Mitgliedern der Forschungsplattform Auto-Bio-Grafie (Walter Benjamin Kolleg, Universität Bern), organisieren Prof. Dr. Bénédicte Vauthier (Universität Bern) und Prof. Dr. Jérôme Meizoz (Université de Lausanne) eine zweitägige (post)doktorale Ausbildung über Les “détours” du sujet (discours biographique), posture et subjectivation en lettres et sciences humaines.
Bern, 1.-2. September 2020
Arbeitssprache: französisch, deutsch, englisch

Auto_Bio_Grafie – Interdisziplinäre Ringvorlesung im HS 2019

Die interdisziplinäre Ringvorlesung befasst sich mit autobiografischen Verfahren und Phänomenen in den Künsten. Ausgehend von der Annahme, dass die Erschliessung auto-bio-grafischer Diskurse in Gesellschaft, Künsten und Wissenschaften und die (Selbst-)Ermächtigung von kodifizierten Darstellungen miteinander verschränkt sind, sollen in der Vorlesung verschiedene Formate und Methoden des auto-bio-grafischen Erzählens/Zeigens vorgestellt werden. Die Vorlesung nähert sich dabei den autobiografischen ,Gegenständen' sowohl über verschiedene Gattungen und (Medien-)Formate an als auch im Hinblick auf wissenschaftliche und künstlerische Methoden. Dies eröffnet ein Diskursfeld, das Auto_Bio_Grafie als Selbstdarstellung und Performance sowie als autoethnografische bis historiografische Methode und Narration versteht.

Gastreferent*innen: Prof. Dr. Gabriele Brandstetter (Berlin), Prof. Dr. Laura Marcus (Oxford), Dr. Jérôme Meizoz (Lausanne) und Dr. Shawn-Naphtali Sobers (Bristol)
Zeit: Dienstag 14:15-16:00 Uhr
Ort: Hörraum 201, Hauptgebäude, Hochschulstrasse 4