KulturTransfer

KulturTransfer bezieht sich auf Objekte im weitesten Sinn und die Bedingungen von deren Transfer, Selektion, Anwendung, Übersetzung, Adaption und Mutation zwischen unterschiedlichen Kontexten (sozial, politisch, kulturell, diskursiv, geograpisch).

Im Buchprojekt KulturTransfer wird eine Sammlung von reisenden Objekten aus den unterschiedlichsten Bereichen in Vergangenheit wie Gegenwart erstellt (Worte, Symbole, Praxen, Gesten, Nahrungsmittel und Pflanzen, Musik, Motive, Stilmittel, Drogen, Menschen, Figuren, Verhaltensweisen, Techniken, Technologien etc.), um deren exakte Transferbedingungen von einem Kontext (regional, sozial, kulturell, politisch) in einen anderen nachzuzeichnen. Der einzelne Beitrag ist als konstatierender „Lexikonartikel“ verfasst..

Anhand dieser konkreten - auch für eine nicht-akademische Leserschaft anschlussfähigen - Beispiele wird ersichtlich, dass das, was wir „Kultur“ nennen, immer auch das Ergebnis von „Transfer“ ist.

Herausgeber

Prof. Dr. Oliver Lubrich
PD Dr. Raoul Schrott
Dr. Michael Toggweiler (Koordination)

Mitwirkende Autoren

Universität Bern (WBKolleg / Germanistik)
Externe Spezialisten

Vortrag im Rahmen der Seniorenuniversität Bern

Freitag, 4. Dezember 2020, online

KulturTransfer – Kultur als Transfer:
Wie fast alles, was uns vertraut ist, eigentlich einen Migrationshintergrund hat

Prof. Dr. Oliver Lubrich, Institut für Germanistik, Universität Bern

Wilhelm Tell ist ein Einwanderer aus der skandinavischen Mythologie, den ein deutscher Dichter in die Schweiz eingeschleust hat. Der spitze Hut der Magier im Märchen, zu „Halloween“ oder bei „Harry Potter“ diente im Mittelalter dazu, Juden zu kennzeichnen. Das Wort „Tabu“, das in unserer Psychologie kaum mehr wegzudenken ist, brachte James Cook aus der Südsee mit. Der Name des Online-Händlers „Amazon" geht zurück auf den eines südamerikanischen Flusses – und dieser wiederum auf die Legenden von einem zentralasiatischen Frauenvolk. Fast alles, was uns vertraut ist, hat einen Migrationshintergrund. Was Fundamentalisten für „ureigen“ halten, ist eigentlich fremd. Was wir „Kultur“ nennen, ist immer auch das Ergebnis eines „Transfers“. Objekte, Symbole, Ideen und Begriffe wandern und verändern dabei ihre Bedeutungen. – Der Vortrag gibt einen Ausblick auf eine Sammlung von Fallbeispielen, die der Referent zusammen mit dem Schriftsteller Raoul Schrott und dem Anthropologen Michael Toggweiler herausgibt: vom Kaffee und der Kartoffel über den Weihnachtsmann oder Superman bis zum Hitlergruß und zum Hakenkreuz.